Bebauungsplan


Ein Bebauungsplan ist ein rechtliches Instrument der deutschen Stadtplanung, das die städtebauliche Entwicklung und Nutzung von Grundstücken in einem bestimmten Gebiet regelt. Der Bebauungsplan dient als verbindliche Grundlage für Bauvorhaben und stellt sicher, dass die städtebaulichen Ziele und Vorgaben eingehalten werden.

Ein Bebauungsplan legt fest, wie ein bestimmtes Gebiet entwickelt und bebaut werden darf. Er enthält detaillierte Vorschriften und Festlegungen bezüglich der Art der Bebauung, der Nutzung der Flächen, der Bauhöhen, der Bauweise, der Grundstücksgrößen, der Verkehrserschließung und anderer relevanter Faktoren. Dabei werden sowohl private als auch öffentliche Interessen berücksichtigt, um eine harmonische städtebauliche Entwicklung zu gewährleisten.

Der Bebauungsplan wird von der Gemeinde oder Stadt in Zusammenarbeit mit Stadtplanern und Experten erstellt und ist rechtlich bindend. Das Bebauungsplanverfahren wird durch das Baugesetzbuch (BauGB) geregelt. Das Baugesetzbuch legt die Verfahrensschritte, Fristen, Beteiligten und ihre Rechte und Pflichten im Zusammenhang mit dem Bebauungsplan fest1).

GOAT kann bei der Entwicklung und Bewertung eines Bebauungsplans auf verschiedene Weise eingesetzt werden. Ein wichtiges Anwendungsgebiet ist die zukünftige Modellierung eines neuen Stadtteils. Ein weiteres Anwendungsgebiet ist die Bewertung eines bestehenden Bebauungsplans. In diesem Beispiel ist der neue Münchner Quartier Neufreimann in GOAT modelliert. Der Bebauungsplan Nr. 1989 wurde georeferenziert und zur Analyse in GOAT importiert. Neufreimann wird voraussichtlich im Jahr 2030 vollständig in Betrieb sein. Die erwartete Bevölkerungszahl, die geplanten Bildungseinrichtungen und die neue Straßenbahnlinie (Nr. 24, Fertigstellung 2029) sind ebenfalls in das Modell eingeflossen2)3).

Ein Beispiel für den Nutzen von GOAT ist die Bewertung der Erreichbarkeit verschiedener Points of Interest. Beispielsweise sollte die Kinderbetreuung im neuen Quartier gut ausgebaut sein, da in Deutschland ein Mangel an Kindertagesstätten herrscht4).

In der Analyse werden Multiisochronen verwendet, um die Erreichbarkeit verschiedener Bildungseinrichtungen zu analysieren. Abbildung 1 zeigt die Analyse des Zugangs zu Kinderkrippen.

Abbildung 1: Analyse des Zugangs zu Kinderkrippen

Tabelle 1: Erreichbare Bevölkerung (Gehminuten) für Kinderkrippen

Minuten (zu Fuß) Erreichbare Bevölkerung
prozentual absolut
3 80% 12.095
5 100% 15.043
7 100% 15.043
10 100% 15.043

Wie in Tabelle 1 ersichtlich, können 80% der Bewohner:innen innerhalb von 3 Gehminuten eine Kindergrippe erreichen. Innerhalb von max. 5 Gehminuten hat jede:r Bewohner:in Zugang zu einer Kindergrippe.

In Abbildung 2 sind die Einzugsbereiche der Kindergärten für 3, 5 und 7 Minuten Gehzeit dargestellt.

Abbildung 2: Einzugsbereiche von Kindergärten

Tabelle 2: Erreichbare Bevölkerung (Gehminuten) für Kindergärten

Minuten (zu Fuß) Erreichbare Bevölkerung
prozentual absolut
3 91% 13.709
5 100% 15.043
7 100% 15.043
10 100% 15.043

Wie in Tabelle 2 dargestellt, können 90% der Bewohner:innen innerhalb von 3 Gehminuten einen Kindergarten erreichen. Innerhalb von max. 5 Gehminuten hat jede:r Bewohner:in Zugang zu einem Kindergarten.

Das Ergebnis zeigt, dass die Bewohner:innen von Neufreimann im Jahr 2030 (Zeitpunkt der Fertigstellung des Stadtteils) einen recht guten Zugang zu Kinderbetreuung haben. Diese Analyse wurde zu Fuß durchgeführt und zeigt, dass der neue Stadtteil über eine hohe Fußläufigkeit verfügt.

Um die Erschließung durch den ÖPNV zu untersuchen, wird die ÖV-Güteklassen im Jahr 2030 mit der heutigen (2023) verglichen. Wie bereits erwähnt, bilden die Bebauungspläne die Grundlage der Analyse. Anschließend wird die Erreichbarkeit der neuen Trambahnlinie betrachtet.

Zur Analyse des ÖPNV-Angebot werden zunächst ÖV-Güteklassen hinzugezogen. Die ÖV-Güteklassen kombinieren die Analyse der Erschließungs- und Bedienungsqualität. Je nach Angebotsqualität (Takt, Art ÖV-Verkehrsmittel) werden Einzugsbereiche differenziert berechnet. Als Berechnungsgrundlage werden die aktuellen GTFS-Daten verwendet und Annahmen für die neue Trambahnlinien getroffen. Die Analyse der ÖPNV-Güteklassen in Neufreimann 2030 basiert auf Werktagen in der Hauptverkehrszeit mit einem 10-Minuten-Takt für die neuen und ausgebauten Trambahnlinien. Da die für das Jahr 2030 geplanten Buslinien heute noch nicht zur Verfügung stehen, basiert die Analyse auf dem heutigen Zustand des Busnetztes. Auch bei Buslinien entspricht der Takt der werktäglichen Hauptverkehrszeit.

Abbildung 3: ÖV-Güteklassen Neufreimann 2023

In Neufreimann 2023 sind die Klassen A, B, C, D und E im Gebiet vertreten (Abb. 3). Im Norden des Gebietes, entlang der Heidemannstraße herrscht derzeit die beste ÖV-Angebotsqualität. Der südliche Teil hat die schlechteste ÖPNV-Anbindung.

In Abbildung 4 ist für das Jahr 2030 dargestellt, wie sich die ÖV-Güteklassen durch die den Tramausbau verbessern.

Abbildung 4: ÖV-Güteklassen Neufreimann 2030

Der überwiegende Teil in Neufreimann 2030 ist der ÖV-Güteklasse A zuzuordnen, ein kleinerer Teil der ÖV-Güteklasse B und ein noch kleinerer Teil der ÖV-Güteklasse C. Die neue Trambahnlinie trägt zu einer Verbesserung der Situation im Vergleich zur heutigen ÖV-Erschließung (im Jahr 2023) bei und sorgt somit für eine gute Erreichbarkeit des Quartiers.

Um die verschiedenen Tram-Haltestellen herum wurden Multi-Isochronen mit 5 und 10 Minuten Einzugsbereichen zu Fuß berechnet. Als Gehgeschwindigkeit wird dabei 5km/h angenommen.

Abbildung 5: Multi-Isochronen um Tram-Haltestellen

Innerhalb von 5 Minuten können 10.345 (68,8%) der Bewohner:innen in Neufreimann eine Haltestelle der neuen Straßenbahnlinie erreichen. Die Bewohner:innen im südwestlichen und im südöstlichen Teil des Gebietes müssen die weitesten Strecken (bis zu 9 Minuten) zurücklegen, um eine Trambahnhaltestelle zu erreichen.

Insgesamt ist die Quartiersmodellierung in GOAT für die Erstellung oder Bewertung eines Bebauungsplans sehr hilfreich. Mit Hilfe von Erreichbarkeitsanalysen kann das Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln und verschiedenen Attraktionen in der Umgebung des Bebauungsgebietes bewertet werden, was schnell und dynamisch die Schwächen und Stärken des Bebauungsplanes aufzeigt. Durch den Nachweis der Auswirkungen des Bebauungsplan vor dessen Inkrafttreten, kann GOAT auch zu einer größeren politischen und öffentlichen Akzeptanz beitragen.


  • Zuletzt geändert: 2024/10/09 23:31
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