Nahmobilitätskonzept


Nahmobilität bezieht sich auf die Fortbewegung im näheren Wohnumfeld, einem Quartier oder einem Stadtviertel. Es handelt sich um Wege bis zu maximal 2 Kilometern, die in der Regel zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt werden. Wichtige Voraussetzungen für die Nahmobilität sind insbesondere attraktive Ziele in der Nähe und eine attraktive Fuß- und Radinfrastruktur.1) In Deutschland wird die Nahmobilität vor allem in Nordrhein-Westfalen2) und Hessen3) gefördert.

Nahmobilitätskonzepte bilden den Rahmen für die Förderung der Nahmobilität innerhalb einer Kommune oder eines Stadtteils. Nahmobilitätskonzepte bestehen aus einer systematischen Bestandsanalyse und einem darauf aufbauenden Maßnahmenkonzept. Die Bestandsanalyse umfasst insbesondere die folgenden Punkte:

  • Erreichbarkeit von Alltagszielen (z.B. Supermärkte, ÖV-Haltestellen, Grün- und Freiflächen, …)
  • Qualität der Fuß- und Radwege (Breiten, Bodenbeläge, …)
  • Mobilitätsverhalten (Modal Split, Wegedistanzen, …)
  • Unfälle mit Beteiligung von Fußgängern und Radfahrern
  • Aufenthaltsqualität
  • Motorisierung und Flächen für den ruhenden Kfz-Verkehr

Das Vorhandensein wichtiger Alltagsziele wie Supermärkte und Grünflächen im nahen Wohnumfeld ist entscheidend, damit Bewohner eines Quartiers kurze Wege zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegen können. Mit GOAT lässt sich die Erreichbarkeit zu diesen Zielen für einzelne Standorte mittles Isochronen oder für ein ganzes Gebiet mittels Heatmaps darstellen.

Abbildung 1: Lokale, fußläufige Erreichbarkeit zu Zielen des täglichen Bedarfs

Wie in klassischen GIS können in GOAT auch externe Datensätze eingebunden werden. So können die Unfalldaten aus dem Unfallatlas des Statistischen Bundesamtes für den Fuß- und Radverkehr in GOAT angezeigt werden. Diese Informationen können in einem weiteren Schritt mit Daten zur Erreichbarkeit oder die Wegequalität überlagert werden.

Abbildung 2: Fuß- und Radverkehrsunfälle von 2016-2020

Ein wichtiger Aspekt für die Qualität des Fußwegenetzes ist die Konnektivität, also die Verbindungsqualität. Die Konnektivität für Fußgänger ist hoch, wenn es viele Gehwege gibt, die gut miteinander verbunden sind. In Gebieten mit hoher Konnektivität können größere Luftliniendistanzen in kürzere Zeit überwunden werden. Somit ist die Konnektivität auch eine wichtige Voraussetzung für die Erreichbarkeit. In GOAT gibt es hierfür einen eigenen Konnektivität-Indikator, welcher die zu Fuß erreichbare Distanz mit der idealen Luftliniendistanz vergleicht und so Auskunft über die Verbindungsqualität gibt. An Orten mit einer niedrigen Konnektivität kann die Errichtung neuer Gehwege eine sinnvolle Maßnahme sein.

Abbildung 3: Konnektivität des Fußwegenetzes

1)
Forschungsgesellschaft für Straßen und Verkehrswesen (Hrsg.) (2014): Hinweise zur Nahmobilität . Strategien zur Stärkung des nichtmotorisierten Verkehrs auf Quartiers und Ortsteilebene . Köln
  • Zuletzt geändert: 2024/10/09 23:31
  • von 127.0.0.1